Wen interessiert´s?

Ich sitze gerade auf meinem kleinen Balkon und mache mir Gedanken, wie mein erster Blog-Beitrag aussehen soll. Während mir die Sonne auf den Rücken brennt (endlich ist Frühling!) und all die frischgeschlüpften Vögel um mich herum mir den Tag versüßen, frage ich mich, will das überhaupt irgendjemand lesen? Und falls ja, was wollen die Leute lesen? Ich bin keine bekannte Schriftstellerin oder Influencerin. Ich habe nicht einmal 100 Follower*innen auf Instagram. Mein erstes Buch erscheint erst Ende 2025 und kennen tut mich auch niemand, außer die, die mich mögen und noch ein kleinerer Teil weiß überhaupt davon, dass ich schreibe.

Als mir meine Katze ihre Krallen in die Oberschenkel bohrt, kommt mir der Gedanke, dass es mir egal sein könnte. Es fühlt sich wie eine Ermahnung an. „Schreibe einfach. Des Schreibens Willen. Und natürlich deinetwillen.“

Dann mach ich das jetzt einfach.

Was könnte ich hier in meinem Blog erzählen? Es gibt so viel, was in meinem Kopf rumschwirrt. Was ich auf jeden Fall hier zeigen will, ist, was hinter The Score of Our Life steht – mein erstes Werk, das veröffentlich wird. Es steckt so viel Herzblut, so viel von mir darin und ich will euch sehr gerne mehr Einblicke in den Entstehungsprozess und meine Inspirationsquellen geben.

Außerdem könnte ich über andere Bücher schreiben. Ich könnte über Themen schreiben, die mir in meinem Leben wichtig sind. Feminismus, Gerechtigkeit, Identität, Gleichberechtigung, Sichtbarkeit, Verbundenheit, Repräsentation, Behinderung, Kreativität, Musik, Ausdruck, Freiheit. Es gibt so viel, was mich zwischen meinem alltäglichen Leben, meinem Job und meinem Schreiben begleitet. Vielleicht könnten meine Gedanken ein paar Menschen interessieren und vielleicht ein bisschen inspirieren.

Ich war nie gut, mich in den Mittelpunkt zu stellen und meine innersten Gedanken zu teilen. Grundsätzlich mag ich es gar nicht, weil ich mich unwohl dabei fühle. Ich hab mich immer wohl gefühlt, wenn ich irgendwo am Rand einer Situation war – habe von dort aus die Leute beobachtet, zugehört, den einen oder anderen Kommentar eingeworfen. Das hat mir meistens genügt. Ich meine damit nicht, dass ich mich klein gemacht habe – ganz im Gegenenteil. Ich fühl mich auch am Rande so groß wie ich bin, im Reinen mit mir und beobachte von dort aus gelassen das Geschehen.

An einigen Tagen aber, und irgendwie seit kurzem immer öfter, möchte ich auch mehr sagen. Es gelingt mir schon – manchmal besser, manchmal schlechter. Ich kann nicht bestreiten, dass es auch etwas mit Eitelkeit zu tun hat. Als Virginia Woolf in mein Leben getreten ist, hab ich darüber nachgedacht, was das zu bedeuten hat. Warum es mir so schwer fällt, Raum einzunehmen.

Sie meinte in ihrem Werk „A Room for One´s Own” Frauen brauchen einen Raum, in dem sie ohne Erwartungen sein können. Frauen hatten immer schon Probleme damit, sich Raum zu nehmen – ihnen wurden durch soziale und strukturelle Barrieren schon im Vorhinein einfach Türen vor der Nase zugeknallt. Außerdem haben sie gelernt, leise zu sein. Zu Woolfs Zeiten und auch zu meinen. Vielleicht habe ich das auch gelernt? Zumindest habe ich das Gefühl, dass ich mir da oft selbst im Weg stehe. Ich war immer fein damit, leise zu sein. Aber immer öfter möchte ich das nicht mehr.

Was ist das nun? Emanzipation? Ein Akt der Selbstermächtigung? Oder kreativer Überschuss? Wenn man viel erlebt, fühlt und denkt, staut sich manchmal ein Druck an, der raus muss – laut, präsent, unüberhörbar. Vielleicht ist es weniger Eitelkeit als das dringende Bedürfnis, nicht in der eigenen Welt zu ertrinken. Und den eigenen Raum zu füllen.

Gerade jetzt im Bereich meines Autorinnendaseins habe ich das große Bedürfnis all das, was ich erlebe, nach außen zu tragen. Es ist etwas was mich sehr beschäftigt, was mich ausmacht und worauf ich stolz bin. Ich habe immer nur für mich geschrieben und auf den Zeitpunkt hingearbeitet, an dem ich es nach außen tragen will. Der Moment ist letzten Herbst gekommen. Da hab ich mein erstes Werk fertig gestellt und glücklicherweise kurz darauf bei einem Verlag untergebracht. Viele in meinem näheren Umfeld wussten bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht, dass ich schreibe. Wenn überhaupt, habe ich es immer nur am Rande erwähnt – wollte es nie an die große Glocke hängen. Aber jetzt will ich! Ich kann gar nicht anders, als dem Teil von mir, also der Autorin in mir, Raum zu lassen, es nicht an eine Glocke zu hängen.

Seit ich diesen wirklich großen Meilenstein erreicht habe (es war einer meiner größten Träume, endlich ein Buch in die Welt hinaus zu bringen), bin ich mutiger geworden. Ich merke, dass ich tief in mir das Bedürfnis habe, mir Raum zu nehmen und darüber zu erzählen, was ich geschafft habe, was mich berührt, was TSoOL ausmacht.

Ich weiß noch immer nicht, ob jemand das hier lesen will. Aber es fühlt sich richtig an, es zu schreiben – sich hier den Raum zu nehmen. Und das ist Grund genug.

Denn Frauen sollten niemals leise sein müssen. Nur wenn sie es wollen.