Der Pride Month ist vorbei, und ich habe bisher noch nichts dazu geschrieben. Das will ich jetzt nachholen.
Schon Wochen vor Juni begannen die CSDs und Pride-Veranstaltungen – in großen Städten, kleinen Gemeinden, manchmal sogar in Dörfern. Ich war dieses Jahr in Wien dabei – und es war nicht nur gut, es war auch wichtig. Vielleicht wichtiger denn je.
Am 28. Juni fand auch der verbotene Pride March in Budapest statt – verboten von Viktor Orbán. Und was passierte? Statt der erwarteten 35.000 kamen rund 200.000 Menschen. Was für ein kraftvolles, hoffnungsvolles Zeichen. Für Sichtbarkeit. Für Solidarität. Für das, was Rechtspopulisten und autoritäre Strömungen gerne zum Verschwinden bringen würden.
Alle, die glauben, Pride sei heute überflüssig, leben in einer privilegierten Blase. Gerade wegen Leuten wie Orbán, dem globalen Rechtsruck und dem Wiedererstarken konservativer, ausgrenzender Ideologien ist Pride heute genauso notwendig wie eh und je.
In meinen Büchern versuche ich eine Welt zu zeigen, in der queere Identitäten selbstverständlich sind – nicht unbedingt idealisiert, aber normalisiert. Ich verwende dabei oft bewusst keine Labels. Warum? Weil es bei heterosexuellen Figuren auch selten nötig scheint, die Orientierung zu benennen. In The Score of Our Life zum Beispiel denkt niemand in der ersten Begegnung zwischen Eloise und Anneli darüber nach, ob „sie auf Frauen stehen könnte“. Diese Option ist einfach da, stillschweigend angenommen. Und ich stecke die beiden auch nicht in Kategorien – ob sie auch Männer lieben könnten? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Es spielt im Moment keine Rolle.
Ich verstehe natürlich die Kraft von Kategorien – besonders für junge Menschen, die sich selbst finden. Labels können Halt geben, Zugehörigkeit stiften, Orientierung ermöglichen. Das will ich niemandem absprechen.
Aber mein Wunschbild ist eine Welt, in der ich meine Sexualität nicht erklären muss. In der ich nicht sagen muss: „Ich bin…“ – weil das Gegenüber nicht automatisch davon ausgeht, dass ich hetero bin. Eine Welt, in der queere Identitäten einfach mitgedacht werden. Und vielleicht helfe ich mit meinen Geschichten ein kleines bisschen mit, diesen Raum zu öffnen.
Deshalb ist queeres Schreiben immer politisch.
Auch wenn es leiser ist.